Interview   aus X-ACT MUSIC MAGAZINE Nr. 45
Nicht nur sein Pseudonym ist außergewöhnlich: der BRUZZLER

Songs von anderen nachspielen, das tun viele. So wie es der Bruzzler tut, tut es aber nur einer. Auf den ersten Blick ist er ein Alleinunterhalter. Auf den zweiten ein Technik-Freak. Auf den dritten eine Besessener. Leute, die nicht so genau hinsehen, stempeln ihn als Playback-Künstler ab.

X-ACT: Who da hell ist Bruzzler nun wirklich und was macht er?
Bruzzler: Mir wird ja immer wieder vorgeworfen, ich mache nichts Kreatives und nichts Innovatives. Ich meine, die Innovation die ich einbringe ist, daß ich quasi Studiotechnik auf die Bühne bringe. Das heißt, ich habe meine Sequencer, meine Sampler, Synthesizer, Effektgeräte, das bringe ich alles mit - genau so, als würde ich im Studio eine Aufnahme machen. Dadurch bin ich dann in der Lage, den Leuten einen Sound zu bieten, den die meisten Bands nicht mehr schaffen. Selbst wenn ich mir ein  ZZ Top  Live-Album anhöre, ist da ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht zu den Studioaufnahmen.

Das Playback spielst Du selbst ein oder nimmst du das einfach von der CD runter?
Ich arbeite mit Sequencern, das heißt, ich habe auf einer Diskette abgespeichert zum Beispiel die Sounds, die der Keyboarder oder Drummer und so weiter spielen würde. Diese Sounds kann man teilweise kaufen, aber oft muß ich noch sehr viel Arbeit investieren, daß sie dann wirklich in Originalqualität erklingen. Zum Beispiel bei "Start Me Up" von den Stones spiele ich live die Gitarre von Keith Richards, und habe über eine Woche gebraucht, die Gitarre, die der Ron Wood spielt, zuerst rauszuhören und dann einzuprogrammieren. Das heißt, wenn auf der Bühne etwas vom Sequencer kommt, bin ich selbst gleich mehrfach zu hören, da ich die Spuren selbst eingespielt habe. Die Stücke, die im Studio ja auch zum Großteil nicht live eingespielt werden, bringe ich mit der selben Technik auf die Bühne. Der Gesang und meine Gitarre sind immer hundert Prozent live. Das heißt, ich muß auf der Bühne mehr leisten, als wenn ich in einer Band spielen würde. Bei den Stones-Stücken zum Beispiel habe ich sowohl den Part des Keith Richards als auch des Mick Jagger.

Live Band Bruzzler - Coverband Der Bruzzler bezeichnet sich selbst als Tribute-Künstler, nicht als Cover-Interpret. Als Tribute-Künstler ist er mittlerweile via Internet zu hohen Ehren gekommen: Tribute-Band-Fans in aller Welt haben den Bruzzler weltweit zur Platz 7, europaweit zur Nummer 2 und zum Nummer 1 Top Tribute-Act  gemacht. Dieser "World's Favorite Tribute Band Contest" wurde initiiert und durchgeführt von den Machern der Webpage "Tribute Band Mania". Wie bist du denn darauf gekommen?
Beim Herumsurfen bin ich auf diese "Tribute Band Mania" gekommen, eine Homepage, bei der Tribute-Bands aus aller Welt versammelt sind. Wenn jemand auf der Suche zum Beispiel nach einer Rolling Stones - Band in seiner Gegend ist, kann er reinschauen und sehen, was es in seiner Nähe an Rolling Stones Tributes so gibt. Der gute Mann, der diese Homepage betreibt, hat, um seine Hits mal ein bissl zu erhöhen, diesen Contest um die "World's Most Famous Tribute Bands" gemacht. Es ging dabei eher darum, welche Bands die meisten Fans und Freunde zu bewegen vermag, sich auf der Homepage einzuklinken und ein Formular auszufüllen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Tribute-Band und einer Cover-Band?
Eine Cover-Band spielt Stücke in ihrer eigenen Interpretation nach. Ich habe eine sehr eigensinnige Beziehung zu Cover-Bands: Cover-Bands werfen so Leuten wie mir, die möglichst genau kopieren, oft vor: du mußt auch deine eigene Kreativität einbringen. Ich sehe das komplett anders: ich sehe es so, daß viele Live Bands es gar nicht schaffen, Stücke originalgetreu nachzuspielen. Zum Beispiel habe ich noch nie eine Band erlebt, die "Sultans Of Swing" von den Dire Straits wirklich originalgetreu bringt, eben mit der Spieltechnik von Mark Knopfler, mit seinem Feeling, mit seinem Sound. Mein Bestreben war es immer, diesen wirklich großen Künstlern so nah wie irgend möglich zu kommen. Wenn ich dann wirklich so weit komme und mir denke, ich kann es besser, dann kann ich mir immer noch überlegen, was Eigenes zu machen. Ich habe mir extra für "Sultans of Swing" eine spezielle Gitarre gekauft und jahrelang geprobt und wenn ich es heute auf der Bühne bringe, dann sind die Leute auch wirklich begeistert.

Die meisten Auftritte absolviert der Bruzzler bei Biker-Festen. Mehr als 15 bis 20 Gigs im Jahr kann er allerdings nicht bewältigen, da es neben dem Bruzzln ja auch einen Hauptjob gibt und vor allem auch, weil das Erarbeiten neuer Songs sehr zeitaufwendig ist. Bruzzler überläßt auch bei seinen Auftritten nichts dem Zufall und kümmert sich am liebsten selbst um Ton, Licht und Deko. Früher hat er in Bands gespielt, Tanzmusik, Latin, Rock... Als der gebürtige Deutsche vor etwa fünf Jahren nach Villach kam und keine Gruppe fand mit der er gerne gepielt hätte, begann er eben auf seine Weise zu arbeiten:
Ich habe das einfach ausprobiert, so alleine und das hat dann überraschend gut funktioniert, daß ich mir gesagt habe: na gut, jetzt habe ich halt die Möglichkeit, wirklich genau das zu machen was ich will und die Band die ich da in meinen Computer einprogrammiere, die spielt auch genau so wie ich das will.

Am Programm stehen Bryan Adams, Beatles, Rolling Stones, Dire Straits etc. und als Highlight der show  ZZ Top. Eigene Stücke würden eine Fortführung von dem sein, was ZZ Top in den 80er Jahren gemacht haben:
Damals war es Disco-Beat, heute würde es mehr in diese Techno & Dance-Szene gehen und eben diese schöne, bratige Rockgitarre darüber, diese kräftige.

Bruzzler ist aber realistisch und rechnet nicht damit, daß die Leute darauf warten und er Unmengen an CDs absetzen würde.
Ich bin happy wenn die Leute Spaß haben und ich einen guten Auftritt abliefere.

Eine CD ist trotzdem gerade im Entstehen, die Nachfrage ist groß bei den Gigs. Aufgenommen wird mit dem eigenen Equipment.
Ich werde dadurch meinen Live-Sound noch weiter verbessern, da ich hier etwas tüfteln und da etwas tüfteln werde, das kommt alles meinen Live-Auftritten zugute.

Wieviel Geld er in sein Equipment schon gesteckt hat, weiß er selbst nicht mehr. Sein Zivilberuf als Design-Ingenieur bei einem Halbleiter-Hersteller jedenfalls hat ebenfalls viel mit Elektronik zu tun, sonst würde er die technische Seite auch gar nicht bewältigen, sagt er. Seinem Job verdankt er auch den Namen:
In den ersten Monaten meines Jobs war ich mit einem Projekt betraut, das monatelange Messungen im Labor ohne erkennbaren Fortschritt mit sich brachte. Einer unserer Obergailtaler Sprücheklopfer verpaßte mir dann: "Do geht jo überhaupt nix weiter, so a Brutzler". Das war dann ab sofort in der Firma eingebürgert und weil sich der Name so schön einprägt, habe ich ihn gleich beibehalten.

Christian Lehner

Nachdruck mit freundl. Genehmigung von:   X-ACT MUSIC MAGAZINE